Abgebildet sind die Abweichung der Lufttemperatur vom vieljährigen Mittelwert 1961–1990 (8,2 °C) für Deutschland. Linearer Trend 1,9 °C im Zeitraum 1881–2024 | Quelle: DWD
So viel wärmer war es im Frühjahr 2024 in Deutschland im Vergleich zum langjährigen Mittel.
Schon jetzt sind in Deutschland die Auswirkungen der Klimakrise spürbar. Mit welchen Klimafolgen müssen wir bis 2040 rechnen?
In Deutschland werden vor allem die Häufigkeit und die Intensität von Extremwetterereignissen zunehmen. Waren Katastrophen wie die Ahrtal-Flut von 2021 bisher eher selten, müssen wir uns in Zukunft auf eine deutlich höhere Frequenz solcher „Jahrhundertereignisse“ einstellen. Zu diesen Ereignissen zählen Hitzewellen, Dürren und Waldbrände ebenso wie Starkregenereignisse und daraus resultierende Überflutungen. Auch Orte, die aktuell als sicher gelten, werden in Zukunft von Überschwemmungen betroffen sein.
Die zunehmende Häufigkeit von Waldbränden und Überflutungen wird Hilfs- und Katastrophenschutzorganisationen wie das Rote Kreuz und das THW vor technische, personelle und finanzielle Herausforderungen stellen. Auch die Bundeswehr, die im Katastrophenfall im Inneren auf Anfrage Hilfe leistet, wird zusätzlich belastet.
ist die errechnete Höhe der Extremwetterschäden in Deutschland für den Zeitraum 2000–2021.
In der vollständigen Nationalen Interdisziplinären Klimarisiko-Einschätzung erfahren Sie mehr über die Folgen der Klimakrise für Deutschland.
Bericht herunterladen Office-Druck-Version= 10 20 50 Todesopfer
aller durch Extremwettereignisse verursachten Todesfälle in der EU lassen sich auf Hitzewellen zurückführen.
Die Klimakrise wird bis 2040 auch vermehrt Einfluss auf politische, wirtschaftliche und soziale Dynamiken innerhalb der EU haben. Insbesondere südeuropäische Länder werden verheerende Folgen für Wirtschaft und Gesundheit spüren, die sich auf die Stabilität in der gesamten EU auswirken.
Die Wirtschaft in vielen südeuropäischen Ländern ist von Sektoren geprägt, die besonders negativ von steigenden Durchschnittstemperaturen und häufigeren Hitze- und Dürreperioden betroffen sind: Tourismus und Landwirtschaft. Ausbleibender Tourismus und Ernteausfälle können zu wirtschaftlicher Instabilität führen und bergen Konfliktpotenzial für die EU. Auch die Gesundheitsfolgen sind erheblich. So wird die Hitzesterblichkeit in Südeuropa bis 2040 deutlich zunehmen.
Auf diese Summe werden die jährlichen dürrebedingten Verluste in der Landwirtschaft in EU und UK bei 2 °C Erwärmung geschätzt.
In der vollständigen Nationalen Interdisziplinären Klimarisiko-Einschätzung erfahren Sie mehr über die Herausforderugen der Klimakrise für die EU.
Bericht herunterladen Office-Druck-VersionBei derzeitiger Klimapolitik und einem zu erwartenden globalen Temperaturanstieg von 2,7 °C (entspricht dem Szenario „SSP2-4.5“) ist davon auszugehen, dass bis zum Ende des Jahrhunderts 22–39 % der Weltbevölkerung nicht mehr in der „Klima-Nische“ leben, in der menschliches Leben gedeihen kann. Dass dadurch Migrationsbewegungen zunehmen – sowohl innerhalb Europas als auch nach Europa –, ist kaum zu bezweifeln.
Vor allem Staaten, die über weniger Anpassungskapazitäten verfügen oder politisch instabil sind, leiden unter den Auswirkungen des Klimawandels, wodurch Unsicherheiten verstärkt und Konflikte wahrscheinlicher werden.
Weltweit zunehmende Ressourcenknappheit führt zu einem verstärkten Wettbewerb um Rohstoffe und Ressourcenabbaugebiete. Ein Beispiel für eine Region, die zukünftig stärker in den politischen, wirtschaftlichen und militärischen Fokus rücken wird, ist die Arktis. Durch steigende Temperaturen wird sie zunehmend eisfrei: Bis 2040 könnte die Meereisfläche von aktuell ca. 4 Mio. km² auf unter 2 Mio. km² zurückgehen.
Dadurch gewinnt sie als Schifffahrtsroute und potenzielles Ressourcenabbaugebiet an Bedeutung. Russland baut schon seit einigen Jahren seine militärische Präsenz in der Arktis aus.
»Die Energiewende verändert den internationalen Handel, hat somit eine geopolitische Dimension und berührt direkt auch Fragen der internationalen Ordnung.«
China ist schon jetzt Marktführer und Vorreiter im Bereich grüner Technologien und dürfte von der globalen Energiewende weiter profitieren. Historisch gesehen können solche Entwicklungen Machverschiebungen mit sich bringen, die auch Auswirkungen auf die globale Sicherheit haben.
Ambitionierte Klimapolitik und der damit errungene technische Vorsprung würden Deutschland und Europa helfen, ihrerseits eine vorteilhafte Position in wichtigen globalen Zukunftsmärkten einzunehmen. Zudem würde ein sinkender Bedarf an Öl und Gas nicht nur die deutsche Sicherheit durch geringere Abhängigkeiten stärken, sondern staatliche Akteure mit revisionistischen und aggressiven Zielen, die ihre Macht aus fossilen Exporten schöpfen, von Einkommensquellen abschneiden.
Die Klimakrise stellt auch Streitkräfte vor neue Herausforderungen. Personal, Infrastrukturen und militärisches Gerät werden sich zukünftig extremeren klimatischen Anforderungen ausgesetzt sehen. Schiffe, Flugzeuge und Kampffahrzeuge, die heute gebaut und geplant werden, werden unter den klimatischen Bedingungen des Jahres 2040 im Einsatz sein. Sensorfunktionen können von extremer Hitze oder Nässe beeinträchtigt werden, ebenso Mobilität und Logistik.
Das widriger werdende Umfeld betrifft die Landes- und Bündnisverteidigung ebenso wie das Internationale Krisenmanagement. Die Nachfrage nach Krisenmanagement und Bundeswehr-Amtshilfe in Deutschland bei klimabedingten Naturkatastrophen wird steigen.
Es ist nicht nur aus ökonomischer und ökologischer, sondern auch aus sicherheitspolitischer Sicht im Interesse Deutschlands und der EU, den Klimawandel zu bremsen und die Dekarbonisierung zu beschleunigen.
In der vollständigen Nationalen Interdisziplinären Klimarisikoeinschätzung erfahren Sie mehr über die geopolitischen Konsequenzen der Klimakrise.
Bericht herunterladen Office-Druck-VersionWer Sicherheit denkt, muss Klima mitdenken.